Wohin bringt ihr uns? "Euthanasie"-Verbrechen im Nationalsozialismus

Thematische Dauerausstellung zum systematischen Massenmord an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen

Ausstellungstitel neben einer alten Fotografie. Abgebildet sind Menschen, die um einen Bus versammelt stehen.
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Wohin bringt ihr uns? "Euthanasie"-Verbrechen im Nationalsozialismus

Etwa 300.000 Menschen mit geistigen, psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen wurden von 1939 bis 1945 in Deutschland und in den besetzten Gebieten ermordet. Die Nationalsozialisten

trieben damit die seit Beginn des 20. Jahrhunderts geführte Diskussion um »unwertes Leben« zur Konsequenz des Massenmords, den sie mit dem Begriff „Euthanasie“ (deutsch: „schöner Tod“) verschleierten. Die Ausstellung zeigt auf, wie diese Verbrechen möglich wurden und gibt mit exemplarischen Biografien aus Erfurt und Thüringen den Opfern ein Gesicht und eine Stimme.

Dass die Vorstellung einer „Ungleichwertigkeit“ von Menschen schon lange Akzeptanz in der Gesellschaft gefunden hatte, begünstigte die Gleichgültigkeit oder Befürwortung weiter Teile der Bevölkerung gegenüber der Verfolgung betroffener Menschen, die dann im Nationalsozialismus einsetzte.

Die zentrale Phase der „Euthanasie“-Verbrechen, die nach der koordinierenden Behörde in der Berliner Tiergartenstraße als „Aktion T4“ bezeichnet wird, begann im Januar 1940 und endete

im August 1941. Über 70.000 Menschen, die in Heil- und Pflegeanstalten lebten und von ärztlichen Gutachtern für die Ermordung ausgewählt wurden, starben in den sechs von den Nationalsozialisten nach geografischen Gesichtspunkten ausgewählten Tötungszentren Bernburg (Saale), Brandenburg (Havel), Grafeneck, Hadamar, Hartheim und Pirna-Sonnenstein. Die Menschen wurden in Gaskammern ermordet, ihre Leichen wurden in Öfen der Kori GmbH und von J. A. Topf & Söhne verbrannt.

Heute erinnern Gedenkstätten an diesen historischen Orten in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Baden-Württemberg, Hessen, Österreich und Sachsen an die Opfer. Die Ausstellung wurde 2020 als eigene Sonderausstellung des Erinnerungsortes Topf & Söhne 80 Jahre nach Beginn der „Aktion T4“

gezeigt und stieß auf anhaltendes großes Interesse. Um auch in Thüringen, wo es keine Gedenkstätte zu den „Euthanasie“-Verbrechen gibt, ein dauerhaftes Angebot zur Auseinandersetzung mit dieser Thematik zu schaffen, wird die Sonderausstellung nun permanent im Erinnerungsort Topf & Söhne als kleine Dauerausstellung gezeigt und von einem Bildungsangebot begleitet. Durch die Zusammenarbeit mit „Barrierefrei erinnern – Das Zentrum für Thüringen“ können auch inklusive Führungen und Workshops in Leichter und einfacher Sprache angeboten werden.

Einblicke in die Ausstellung

Veröffentlichungen