Wohin bringt ihr uns?
Mit Beginn des zweiten Weltkriegs wurde die schon länger geplante, gezielte Ermordung von Menschen in Heil- und Pflegeanstalten in die Tat umgesetzt. Unter der Leitung der Kanzlei des Führers koordinierte eine Abteilung mit Sitz in der Tiergartenstraße 4 in Berlin die Organisation und Verschleierung des ersten nationalsozialistischen Massenmordes, der "Aktion T4".
Großflächig wurden Patient/-innen erfasst, von ärztlichen Gutachtern ausgewählt, in Tötungsanstalten transportiert und dort von 1940 bis 1941 mit Gas ermordet. Die Biografie des Erfurter Jugendlichen Willi Kirmes, der Opfer dieses "Euthanasie"-Verbrechens wurde, veranschaulicht die Stationen des Massenmords: Die Anstaltseinweisung, die Begutachtung, die Selektion, die Ermordung sowie die anschließende Verschleierung des Verbrechens.
Das Seminar sensibilisiert für die Rechte der Menschen mit Beeinträchtigung heute und verdeutlicht, wie gefährlich die Idee einer "Ungleichwertigkeit" von Menschen ist. Weil diese Vorstellung lange vor 1933 Akzeptanz bei etablierten Medizinern und in der Gesellschaft insgesamt gefunden hatte, traf ihre mörderische Radikalisierung im Nationalsozialismus bei weiten Teilen der Bevölkerung auf Gleichgültigkeit oder Befürwortung.
Nach einer dialogischen Führung durch die Ausstellung "Wohin bringt ihr uns? 'Euthanasie'-Verbrechen im Nationalsozialismus" arbeiten die Teilnehmenden mit zentralen Dokumenten und ausgewählten regionalen Biografien und vertiefen so die in der Ausstellung angesprochenen Themenfelder. Sie erkennen, welche Auswirkungen die nationalsozialistische Ideologie einer angeblichen "Ungleichwertigkeit" auf die Lebenswelt der Betroffenen hatte. Durch die Auseinandersetzung mit Täteraussagen aus Nachkriegsprozessen wird eine Diskussion darüber angeregt, warum die Verantwortlichen kaum verfolgt wurden und die Opfer bzw. ihre Angehörigen so lange um Anerkennung und Entschädigung kämpfen mussten. In diesem Zusammenhang reflektieren und hinterfragen die Teilnehmenden auch aktuelle Bilder und Vorurteile gegen Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen.
Das Tagesseminar kann während der Laufzeit der Sonderausstellung gebucht werden. Gruppen werden gebeten, sich anzumelden.
Eintritt und pädagogische Betreuung sind kostenfrei. Über Spenden für unsere Bildungs- und Vermittlungsarbeit freuen wir uns sehr.
Eine Anmeldung für Gruppen ist unbedingt erforderlich. Üblicherweise beträgt die Gruppengröße sieben bis zehn Personen.
Um die angebotenen Programme auf den Kenntnisstand der Teilnehmenden, das Alter und die Gruppengröße abzustimmen, möchten wir Sie bitten, die detaillierte inhaltliche Programmgestaltung telefonisch mit unserem Bildungsteam abzusprechen. Interessierte Lehrkräfte erhalten auf Anfrage Hinweise, wie das Seminar in den (fächerübergreifenden) Unterricht eingebunden werden kann.
Bitte beachten Sie bei einem Besuch des Erinnerungsortes die aktuell geltenden Hygieneregeln.