Günter Pappenheim

Günter Pappenheim, geboren 1925 in Schmalkalden, entstammt einer jüdischen, sozialdemokratischen Familie. Sein Vater wurde 1934 im KZ Börgermoor ermordet, er selbst wurde 1943 wegen seiner Kontakte zu Zwangsarbeitern bei der Gestapo denunziert und ins KZ Buchenwald verschleppt.

Ein alter Mann sitzt auf einem Stuhl.
Foto: Günter Pappenheim im Interview mit dem Erinnerungsort Topf & Söhne, 2012 Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Wir sollten wachsam sein. Faschismus ist ein Verbrechen und bleibt ein Verbrechen. Man muss alles tun, damit die Rattenfänger keinen Boden gewinnen.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Historische schwarz-weiß Fotografie von einem jungen Mann.
Foto: Günter Pappenheim, ungefähr 21 Jahre alt, Mitte 1940er Jahre Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Günter Pappenheim wurde am 3. August 1925 in Schmalkalden in Hessen (heute Thüringen) geboren. Seine Eltern Frieda und Ludwig Pappenheim hatten sich auf einer politischen Versammlung kennengelernt. Die junge Fabrikarbeiterin engagierte sich in der Frauenbewegung, der Kaufmannssohn war seit seiner Jugend Sozialdemokrat, hatte gegen den Kapp-Putsch gekämpft und war als Stadtrat, Abgeordneter des Provinziallandtages und Herausgeber der Tageszeitung Volksstimme tätig. Das Paar bekam vier Kinder, Erna, Ruth, Günter und Kurt. Der Vater Ludwig entstammte einer jüdischen Familie, war jedoch selbst Atheist.

Ludwig Pappenheim, als sozialistischer Politiker geliebt und geachtet, wurde zur Zielscheibe der Nationalsozialisten. Sie verhafteten ihn im März 1933 und folterten ihn. Im Oktober wurde er in das KZ Börgermoor verschleppt und dort am 4. Januar 1934 ermordet. Frieda Pappenheim wurde die Witwenrente verweigert, zum Verlust des Ehemanns und Vaters kamen Armut und Ausgrenzung. Günters Mutter gab ihren Kindern Halt und bestärkte sie darin, den Hitlergruß zu verweigern und sich von Veranstaltungen der Hitlerjugend fernzuhalten. Obwohl alleine mit den Kindern, nahm sie an illegalen Treffen des Widerstands teil.

1940 absolvierte Günter eine Schlosserlehre in einer Schmalkaldener Werkzeugfabrik. In diesem Rüstungsbetrieb waren Menschen aus Belgien, Frankreich, Holland, Jugoslawien, Polen und der Sowjetunion zur Zwangsarbeit eingesetzt. Obwohl Deutsche das Lager nicht betreten durften, traf sich Günter dort insbesondere mit einem Flamen und einem Jugoslawen, mit denen er sich verständigen konnte. Als er am 14. Juli 1943 auf Bitten französischer Kriegsgefangener auf seiner Ziehharmonika die Marseillaise spielte, denunzierte ihn ein Kollege beim Betriebsobmann der Deutschen Arbeitsfront. Der 17-Jährige wurde von der Gestapo verhaftet und im Gefängnis Suhl schwer misshandelt. Er musste Zwangsarbeit in einem Steinbruch bei Römhild leisten. Am 15. Oktober 1943 wurde er in das KZ Buchenwald eingeliefert. Mithäftlinge, die seinen Vater gekannt hatten, retteten ihn vor dem gefürchteten Straßenbaukommando und verschafften ihm einen Einsatz als Schlosser in den Gustloff-Werken.

Nach der Befreiung des KZ Buchenwald kehrte Günter Pappenheim am 22. April 1945 nach Schmalkalden zurück. Er arbeitete zunächst als Hausmeister und Pförtner. Nach der Gründung der SED im April 1946 war Günter Pappenheim hauptamtlich in der Partei tätig. Mit seiner Frau Margot, die er 1949 kennenlernte, hat er zwei Kinder.

1957 wurde er zum Studium an die Hochschule der KPdSU in Moskau delegiert und übernahm danach leitende Funktionen innerhalb der SED. Von 1974 bis 1990 arbeitete er in der Zentralen Parteikontrollkommission. Günter Pappenheim engagierte sich in der 1947 gegründeten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Er war Vorsitzender der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e. V. und Erster Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos.

Günter Pappenheim starb am 31. März 2021.