Dankesworte der Geehrten zur Jochen-Bock-Preisverleihung am 25. Januar 2014
Sehr geehrte Damen und Herren,
nicht weniger betroffen stehe ich da, dass muss ich sagen. Sie lesen die Zeitung, Sie wissen doch, was die Medien berichten, was passiert in Ungarn. Ich stehe hier und bekomme eine Auszeichnung, die ich meiner Meinung nach wirklich nicht verdient habe. Ja, ich bedanke mich sehr dafür.
Und einen Satz, den ich bewusst überall sage, muss ich auch hier wiederholen:
Sie wissen nicht wie glücklich Sie sind, dass Sie in einer richtigen Demokratie leben und ich wünsche es Ihnen wirklich von Herzen, dass Sie sich das bewahren.
Mir liegt ein Ereignis am Herzen, dass mich mit Raphael Scharf-Katz seligen Angedenkens verbindet.
Im Februar 1984 hatten wir wieder eine Kinderbibelwoche und zwar im Gemeindehaus der Andreasgemeinde. Ich hatte ihn gebeten, ich war viele Jahre schon mit ihm befreundet, ob er den Kindern nicht einiges von den jüdischen Bräuchen erzählen könnte. Auch dass sie etwa mit Herz und Händen dabei sein können, dass heißt also auch etwa einen Gebetsschal anfassen dürften.
Es war ein ergreifendes Erlebnis. Wir hatten natürlich auch mal Pause, wir standen zusammen und freuten uns an den Kindern und dann merkte ich, wie er weinte.
Ich war erschrocken, ich dachte: "Hast du was falsch gemacht?" und fragte ihn. Da legte er die Hand auf meine Schulter und sagte: "Du hast wenigstens noch Kinder."
Das war vor dreißig Jahren und ich, lieber Wolfgang Nossen, ich darf das ruhig mal so sagen, durfte es erleben, dass sein Einsatz gelohnt wurde.
Er hatte dann Kinder, viele. Ich denke Sie alle nehmen es mir ab, wenn ich hier an meinen Freund Raphael Scharf-Katz seligen Angedenkens denke, mich mit ihm im Nachhinein freue und mehr noch für uns alle.
Es ist die Gnade und Barmherzigkeit unseres großen Gottes, dass die jüdische Gemeinde das Leben in Erfurt wieder prägt.
Dafür Danke und Schalom
Ja, liebe Anwesende, im Vorfeld habe ich Rüdiger Bender gefragt, "Muss ich reden?", "Nein! Ganz und gar nicht." Ich war sehr zufrieden.
Ich habe in den letzten zwanzig Jahren schon eine ganze Menge geredet. Und als mich die Redakteurin der Thüringer Allgemeinen fragte ob ich mich freue über diesen Preis, da habe ich ihr gesagt: "Es ist eine Anerkennung." Und gedacht habe ich mir, ich hätte mich sehr viel mehr gefreut, wenn die, an die meine Warnungen gerichtet waren, sich diese wirklich zu Herzen genommen hätten. Dann hätten wir vielleicht heute keine NSU - Probleme.
Herzlichen Dank