Janusz Chwierut: Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung "Industrie und Holocaust" in der Gedenkstätte Auschwitz
Janusz Chwierut, Bürgermeister Stadt Oświęcim
Sehr geehrter Herr Premierminister,
sehr geehrter Herr Konsul,
sehr geehrter Herr Direktor,
blicken wir auf den Monat August 1939 zurück. Oświęcim, eine nicht sehr große Ortschaft mit ca. 15.000 Einwohnern, darunter ungefähr 8.000 Juden und ungefähr 7.000 polnische Bevölkerung. Dieses friedliche Bild von August 1939 wird bald völlig zerstört von dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und noch mehr 1940, als hier die Errichtung des KZ Auschwitz beginnt.
Auschwitz wurde zu einem globalen Symbol, ein Symbol für den Ausbruch eines unglaublichen Wahnsinns, ein Symbol für die düstere Seite der menschlichen Natur, ein Symbol des Antisemitismus. Heute gehören die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und die Stadt Oświęcim zu denjenigen, die die Aufgabe haben, diese Geschichte zu bewahren. Und wenn ich daran denke, dann schweben mir zwei Worte vor den Augen: das erste Wort ist Erinnerung/Gedenken und das zweite Wort ist Bildung.
Es geht nicht nur darum, diesen Ort zu besuchen, durch ihn zu gehen und ihn zu verlassen. Es geht darum, eine Lektion mit nach Hause zu nehmen, eine Lektion daraus zu ziehen. Denn all das Böse, was sich hier abgespielt hat in der Vergangenheit, es spielt sich immer wieder auch in der Gegenwart, in der ganzen Welt ab. Unsere Aufgabe besteht darin, und hier meine ich die Aufgabe von uns, von den Politikern, Lehrern, Ausbildern und alle Bürgern, die Aufgabe besteht darin, den Frieden zu wahren, Toleranz zu verbreiten, damit wir verhindern, dass das was hier passiert ist, nie wieder passieren wird in der Zukunft.
Diese Ausstellung hier, sie stellt die Frage nach der Verantwortung von denjenigen, die die Öfen konzipiert und hergestellt haben aber auch die Verantwortung von denjenigen, die nichtssagend daneben standen. Aber auch wir heute hier sollten uns die Frage stellen, ob vielleicht auch nicht wir passiv sind und keinen Widerstand leisten gegen all diese Dinge, wissend was uns heute an manchen Tagen aufreibt. Denn Auschwitz ist nicht nur eine große Warnung, sondern auch eine große Lektion für uns und schauen wir, dass wir diese Lektion richtig erledigen.
Vielen Dank.