Thüringer Allgemeine: Gedenken an 2261 getötete Thüringer Juden
Von Hanno Müller
Weimar. 2261. So viele Thüringer Juden starben zwischen 1933 und 1945 infolge von Ausgrenzung, Verfolgung, Deportation und Mord. Das sind mehr als jeder Dritte der etwa 6000 Menschen jüdischen Glaubens und jüdischer Herkunft, die nach 1933 in 83 Thüringer Orten zuhause waren. Dazu zählen 73 Menschen, die vor der Verfolgung in den Selbstmord flüchteten. 262 Menschen konnten entkommen.
Erstmals können die Schicksale der Getöteten jetzt in einem digitalen Gedenkbuch nachvollzogen werden. Wissensbestände aus zahlreichen Archiven und Forschungsprojekten böten so erstmals ein umfassendes Bild der Shoa in Thüringen, sagte Projektleiterin Annegret Schüle vom Gedenkort Topf & Söhne bei der Freischaltung der Datenbank in Weimar. Beteiligt sind die Jüdische Landesgemeinde, die Stiftung Buchenwald und Mittelbau-Dora und die Unibibliothek Jena für die digitale Umsetzung.
Erinnert wurde damit gestern auch an den Beginn der Deportationen aus Thüringen vor 80 Jahren. Im Mai 1942 waren über 500 Menschen aus 43 Orten ins Ghetto Belzyce verschleppt worden. Am 19. September 1942 folgte die Deportation von 364 Thüringern nach Theresienstadt. Die Verschleppung kam einem Todesurteil gleich, so Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde.
An die Opfer erinnern soll die bundesweite Initiative „Schreiben gegen das Vergessen“ der Frankfurter Künstlerin Margarete Rabow. Dabei schreiben Freiwillige die Namen getöteter Juden mit Kreide auf öffentliche Plätze. Geplant sind Aktionen auf dem Marktplatz in Meiningen (9. 9.), dem Johannisplatz in Gera (11. 9.) und dem Stéphan-Hessel-Platz in Weimar (19. 9.).
Gedenkbuch unter Jüdisches Leben Thüringen Anmeldung zum Mitschreiben unter Schreiben gegen das Vergessen