„The Zone of Interest“
Filmvorführung mit anschließendem Gespräch
Rudolf Höß (Christian Friedel) ist der Lagerkommandant von Auschwitz. Mit seiner Frau Hedwig (Sandra Hüller) und den fünf Kindern lebt er in einem zweistöckigen Haus mit großem Garten inklusive Gewächshaus. Auch genießt die Familie Picknicks mit Freunden am nahen Flussufer. Von den Geschehnissen im direkt an das Grundstück angrenzenden Konzentrationslager scheinen Hedwig und die Kinder nur wenig mitzubekommen. Gelegentlich sind Schüsse, Hundegebell und Schreie zu hören. Während im Vordergrund Kinder fröhlich im Garten spielen, ist im Hintergrund die Rauchsäule aus dem Schornstein des nahegelegenen Krematoriums zu sehen. Die Ingenieure der Ofenbaufirma Topf & Söhne treffen den Kommandanten in dessen Villa. Als Höß versetzt werden soll, ist seine Frau unglücklich, da sie ihr Haus und ihren Garten, ihr „Paradies“, nicht verlieren will.
Regisseur Jonathan Glazer adaptiert in seinem Spielfilm die Buchvorlage „The Zone of Interest“ von Martin Amis (deutsche Ausgabe: „Interessengebiet“) nur lose. Gezeigt wird der Alltag der Familie Höß, das Grauen hinter der Lagermauer lässt sich nur erahnen. Der Spielfilm verzichtet auf klassische Elemente einer erzählenden Filmbiographie und Nahaufnahmen von Gesichtern. Unbehaglich wird der Film vor allem durch sein Sounddesign. Konstant bilden die idyllischen Bilder einen Kontrast zu den Geräuschen aus dem Lager und dem düsteren Klang der Musik.
Der Film gewann bei seiner Uraufführung auf den Filmfestspielen in Cannes 2023 den Großen Preis der Jury. Bei den Golden Globe Awards 2024 ist er als Bester Film (Drama) nominiert und bei der Oscar Verleihung 2024 wird er als bester fremdsprachiger Film für Großbritannien ins Rennen gehen. Filmstart in Deutschland ist am 29. Februar 2024. In Erfurt ist der Film im März im Kinoklub zu sehen.
Im Filmgespräch soll thematisiert werden, ob die Art und Weise, wie dieser Film die Fragen nach der „Banalität des Bösen“ stellt, uns hilft, die Geschichte des Holocaust und das Handeln der Täter/-innen besser zu verstehen. Welche eigenen und neuen Antworten gibt Glazer mit diesem filmischen Versuch auf die Frage „Wie war der Holocaust möglich?“ Inwiefern ist der Film auch für die Schulbildung geeignet, wie es frühe Kritikerstimmen nach dem Filmpreis in Cannes empfahlen?
„Die Verantwortung war mir sehr bewusst, die wir da haben“, sagte Sandra Hüller (45) bei der Premiere in Cannes. „Und gleichzeitig weiß man, dass man das eigentlich nicht richtig machen kann. Heißt wiederum, man kann es auch eigentlich gar nicht versuchen, es richtig zu machen. Man kann nur versuchen, wirklich da zu sein, Respekt zu haben, sich einzulassen, zu vertrauen, zu hören. Und das haben wir, glaube ich, gemacht.“ (zitiert nach: Jüdische Allgemeine, 22. Mai 2023)
Eintritt zum Film: 9 €, ermäßigt 7 €
Filmgespräch um 13 Uhr: Eintritt frei
In Zusammenarbeit mit
Kinoklub Erfurt