"Immer wieder sagte ich mir selbst: Du musst leben, leben, leben." Gespräch mit Eva Szepesi, Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau
Moderation: PD Dr. Annegret Schüle, Oberkuratorin Erinnerungsort Topf & Söhne
Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überlebte Eva die Selektion, weil sie sich als 16-Jährige ausgab. Im Lager wurde sie schwerkrank. Als die SS Auschwitz Anfang 1945 räumte, ließen sie das Mädchen zurück, da es ohnehin bald sterben werde. Erst Jahre nach dem Krieg erfuhr Eva Szepesi, dass ihre Mutter und ihr Bruder vor ihr nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden waren.
Mit ihrem Mann Andor, der für die ungarische Handelsvertretung arbeitete, und der kleinen Tochter lebte Eva Szepesi ab 1954 in Frankfurt am Main. Nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes 1956 blieb die Familie auf Dauer in Frankfurt. Nicht einmal mit ihrem Mann sprach Eva Szepesi über ihre Erfahrungen im Vernichtungslager. Als sie 1995 von ihren Töchtern ermutigt wurde, zur Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz nach Polen zu reisen, erzählte sie dort zum ersten Mal ihre Geschichte. „Das hat mich zum Nachdenken gebracht, und ich merkte, dass ich nicht länger schweigen wollte. Ich fing an, über meine Vergangenheit zu sprechen und darüber zu schreiben. […] Es gibt keinen Friedhof, auf den ich gehen könnte, um um meine Familie zu trauern. Wenn ich schreibe, habe ich das Gefühl, trauern zu können.“ (Eva Szepesi im Interview mit der FAZ, 8.11.2017)
2011 erschienen ihre Erinnerungen: Eva Szepesi, Ein Mädchen allein auf der Flucht: Ungarn - Slowakei - Polen (1944-1945).