Die NS-Belastung des Bundesarbeitsgerichts – eine Bilanz zur personellen Kontinuität
Vortrag von Dr. Martin Borowsky, Richter am Landgericht Erfurt
Moderation: Dr. Udo Schneider, Präsident des Verwaltungsgerichtes Meiningen
Bei den Bundesgerichten bis hin zum Bundesverfassungsgericht erfolgt erst heute – nach langem Zögern – eine Aufarbeitung. Insbesondere zum Bundesarbeitsgericht gab es bisher kaum Erkenntnisse. Es herrschte der Mythos des unbelasteten Gerichts. Dies erstaunt auch darum, weil sämtliche Richter*innen in einer unkommentierten „Ahnengalerie“ im Bundesarbeitsgericht gewürdigt werden.
Dr. Martin Borowsky, Richter am Landgericht Erfurt und früherer wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesarbeitsgericht, begann im Frühjahr 2019, die Biografien von 25 Richter*innen bis Jahrgang 1925 und deren Umfeld wissenschaftlich zu erkunden. Mit einem Werkstattbericht im Erinnerungsort Topf & Söhne stieß er im Dezember 2020 die öffentliche Auseinandersetzung darüber an. Daran anknüpfend ist nun aufgrund von europaweiten Aktenfunden in bald 30 Archiven eine Zwischenbilanz zur personellen Kontinuität möglich: “Furchtbaren Juristen“ mit schwerster Belastung - Schuld ohne Sühne - stehen aufrechte und widerständige Kollegen gegenüber.
Diese Forschung ist überaus aktuell. So stellt sich die Aufgabe, solche Erkenntnisse für die Juristenausbildung fruchtbar zu machen. Vor dem Hintergrund der Mitwirkung zahlloser Juristen am nationalsozialistischen Unrecht soll die Fähigkeit zur kritischen Reflexion des Rechts einschließlich seines Missbrauchspotentials gefördert werden.
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In Zusammenarbeit mit
Erfurter Juristische Gesellschaft