Roman eines Schicksallosen
Mit dem Schauspieler Markus Fennert, unter der Regie von Michael Dissmeier
Kertész’ epochaler Roman enthält eine überraschende und verstörende Perspektive auf die Geschehnisse in den Lagern Auschwitz, Buchenwald, Zeitz und Ohrdruf, einem Außenlager des KZ Buchenwald. Der fünfzehnjährige Held beschreibt innenperspektivisch, ohne zu verurteilen, die Zweckmäßigkeit und das Wohlgeordnete der Lagerwelt. Er moralisiert nicht. Er blickt auf Buchenwald mit den großen Augen des Teenagers, der eine neue, bislang unbekannte Welt betritt, die ihn fasziniert. Der Protagonist empfindet sich als Teilnehmer einer unerwarteten Reise voller Abenteuer, aber auch voller extremer, körperlicher Entbehrungen.
Aus dieser literarisch genialen Perspektive heraus gelingt es Kertész, die vorgefertigte Haltung des Lesers und Hörers zutiefst zu erschüttern. Vor allem die moralisch wohlfeile Erklärung der nationalsozialistischen Gräueltaten als "Tragödie" und der Erlebnisse der Opfer als "schreckliches Schicksal" fällt zusammen. Die Realität der Lager wird von Kertész als Abfolge realer Schritte von Menschen beschrieben, die nichts Schicksalhaftes an sich haben.
Die Premiere im Erinnerungsort Topf & Söhne eröffnet eine Aufführungsserie, die die Lesung an sieben weiteren Thüringer Orten präsentiert, die mit den nationalsozialistischen Massenverbrechen in direkter Verbindung stehen.
Eine Veranstaltung im Rahmen der 26. Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur.
Programmheft 26. Thüringer Tage jüdisch-israelischer Kultur
Herausgeber: Förderverein für jüdisch-israelische Kultur in Thüringen e.V.
Hier finden Sie alle Veranstaltungen, die im Rahmen der 26. Thüringer Tage jüdisch-israelischer Kultur stattfinden.