Veranstaltungsbericht zur Buchvorstellung „Rosa Luxemburg – Ein Leben“
Einen fundierten Einblick in das Leben einer der bekanntesten Vertreterinnen der europäischen Arbeiterbewegung gab der Historiker Ernst Piper am Erinnerungsort: Am 15. Januar 2020, dem 101. Todestag von Rosa Luxemburg, stellte er seine neue Biografie „Rosa Luxemburg. Ein Leben“ vor und präsentierte den rund 50 Gästen eine Vielzahl an Fakten, begleitet von mannigfaltigen Fotos zu Leben und Wirken der Sozialistin.
In ihrer Begrüßung verwies Dr. Annegret Schüle, Leiterin des Erinnerungsortes, darauf, dass Rosa Luxemburg aus einer jüdischen Familie im heutigen Polen stammte. Sie dankte Ernst Piper für sein Kommen und die Bereitschaft, den Besucherinnen und Besuchern diese facettenreiche Persönlichkeit vorzustellen.
Der Redner zeichnete die Stationen im Lebensweg Rosa Luxemburgs nach. Ihr politisches Engagement schon von frühester Jugend an, eine zähe Entschlossenheit und ein ausgeprägtes rednerisches Talent machten sie im deutschen Kaiserreich zu einer der einflussreichsten politischen Akteure auf der Seite der Arbeiterbewegung.
Wirkungsorte in ihrem Werdegang waren Warschau, Zürich und Berlin; historische Zäsuren waren die russische Revolution von 1905 sowie Weltkrieg und Revolution. Zu all diesen Ereignissen gab Ernst Piper vielfältige Informationen und spannende Details. Ebenso skizzierte er Weggefährten Rosa Luxemburgs, darunter Karl Kautsky, August Bebel und natürlich Leo Jogiches, der nicht nur politischer Mitstreiter, sondern auch ihr Lebensgefährte war.
Dabei sprach Ernst Piper auch über damalige Streitfragen in der sozialistischen Bewegung, wenn er beispielsweise Rosa Luxemburgs Abgrenzung zu Lenins Maximen des roten Terrors und der Herrschaft einer Kaderpartei darstellte. Den Abschluss des Vortrags bildete die Schilderung der Revolutionswochen 1918/19, welche die Politikerin in rastloser publizistischer und agitatorischer Tätigkeit verbrachte und die mit ihrer Ermordung durch eine Einheit der preußischen Armee endete.
Zur differenzierten Würdigung Rosa Luxemburgs gehörte auch die Einschätzung des Historikers, der an der Universität Potsdam lehrt, dass Rosa Luxemburg und ihr Weggefährte Karl Liebknecht radikale politische Visionen vertraten, für die es zur Zeit der deutschen Revolution 1918/19 in der Bevölkerung, ja selbst in der Arbeiterschaft, keine Mehrheiten gab.