Unbequeme Erinnerer – Vortrag und Gespräch im Erinnerungsort Topf & Söhne

11.02.2025 08:01

Am 11. Februar 2025 um 19:00 Uhr stellt die Historikerin Dr. Anna Corsten-Neidigk ihr Buch „Unbequeme Erinnerer. Emigrierte Historiker in der westdeutschen und US-amerikanischen NS- und Holocaust-Forschung, 1945–1998“ am Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt vor.

Die Veranstaltung findet begleitend zur aktuellen Sonderausstellung „Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung“ und in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen statt.

Als Folge der nationalsozialistischen Verfolgung flohen zahlreiche jüdische Historiker aus Deutschland und Österreich in die USA. Nach 1945 setzten sie sich für die wissenschaftliche Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Holocaust ein. In den USA avancierten sie rasch zu Pionieren für die deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Obwohl sich die Wissenschaftler um einen Austausch mit in Deutschland verbliebenen Historikern bemühten, blieben ihre Bücher in ihrem Herkunftsland teilweise über Jahrzehnte unbeachtet. Die Gründe für die Missachtung waren vielfältig: Umstritten war vor allem, wer deutsche Geschichte schreiben darf, wie deutsche Geschichte geschrieben werden soll, insbesondere, ob und wie der Holocaust zu erforschen sei.

Erst durch Generationswechsel und ein gestiegenes öffentliches Interesse intensivierte sich der Austausch zwischen den in Deutschland verbliebenen und den emigrierten Historikern. Letztere trugen wesentlich zur wissenschaftlichen Erforschung des Nationalsozialismus und des Holocaust bei. Sie zielten auf eine lückenlose Aufklärung der deutschen Vergangenheit, um das Demokratiebewusstsein in Gegenwart und Zukunft zu stärken.

Dr. Anna Corsten-Neidigk ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neueste Geschichte/Zeitgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das Buch basiert auf ihrer mit dem Franz Steiner Preis für Transatlantische Geschichte ausgezeichneten Dissertation.