Erstmalige Verleihung des Jochen-Bock-Preises am 25. Januar 2014
Aussichtsloser Widerstand
Günter Bergmann, Jochen Bock, Helmut Emmerich, Karl Metzner und Joachim Nerke waren damals 15 oder 16 Jahre alt und stammten überwiegend aus bürgerlichen Verhältnissen. Die Jugendlichen hörten illegal die Aufrufe des Nationalkomitees Freies Deutschland im russischen Radio und verbreiteten deren Forderung auf selbst hergestellten Flugblättern :
1.) Frieden ! 2.) Freiheit! 3.) Brot ! 4.) Ende des Hitler-Blutterrors ! 5.) Sofortiges Ende des ›totalen Krieges‹ ... !
Der Direktor der Schule schrieb dazu am 29. September 1943: In der Angelegenheit der staatsfeindlichen Betätigung mehrerer Schüler der Klasse H 1 a der städtischen Handelsschule habe ich eine weitere Untersuchung nicht durchgeführt, sondern die Ermittlung restlos der Geheimen Staatspolizei überlassen.
Die fünf Schüler wurden verhaftet. Bis zu ihrer Verurteilung durch das Oberlandesgericht in Kassel im Juni 1944 waren sie in Erfurt im Gefängnis Andreasstraße eingesperrt. Jochen Bock galt als Rädelsführer und wurde als Letzter erst bei Kriegsende entlassen. Er starb bereits 1947.
Der Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e. V. hat den Jochen-Bock-Preis ins Leben gerufen, um den Mut von Jochen Bock und seinen Gefährten zu würdigen und an ihr Schicksal zu erinnern. Er wird 2014 zum ersten Mal verliehen.
Der Förderkreis ehrt mit diesem Preis an einem Ort der Mittäterschaft, dem ehemaligen Firmengelände von J. A. Topf & Söhne, Menschen, die die Bürgerpflicht zum Neinsagen (Fritz Bauer) gegen Antisemitismus, Antiziganismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in ermutigender Weise wahrgenommen haben:
Karl Metzner blieb auch nach seiner Haft ein couragierter, unermüdlicher und immer wieder aneckender Streiter für Frieden, globale Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.
Wolfgang Nossen überlebte die antisemitische Verfolgung und wurde zum engagierten Streiter für die Menschenrechte. Früher als andere benannte er öffentlich die Gefahr des Rechtsextremismus in der Gesellschaft und stärkte die Gegenkräfte einer wachen Zivilgesellschaft.
Éva Pusztai wurde in Auschwitz ihrer Familie beraubt und fand nach Jahren des Schweigens eine generationenverbindende Sprache der Erinnerung voll inspirierender Kraft und mit einer berührenden Botschaft der Menschlichkeit.