Vortrag von Gideon Greif (Israel/USA) Die Krematorien in Auschwitz-Birkenau und das jüdische Sonderkommando
Von der "Reichsprogromnacht" zur "Endlösung der Judenfrage"
Professor Greif war über 30 Jahre Mitarbeiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Als erster Historiker hat er die letzten Überlebenden der jüdischen "Sonderkommandos" in Auschwitz-Birkenau interviewt und seine Ergebnisse in der Dokumentation "Wir weinten tränenlos - Augenzeugenberichte des jüdischen 'Sonderkommandos'" publiziert.
Der Abend steht 75 Jahre nach den Novemberpogromen im Zeichen des Gedenkens. Ab 1933 wurden Juden in Deutschland ausgegrenzt, verfolgt und aus ihrer Heimat vertrieben. Die massenhafte direkte Gewalt um den 9. November 1938 hatte jedoch eine neue Dimension: Etwa 30.000 jüdische Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt, hunderte von ihnen ermordet. Viele Wohnungen, Geschäfte und fast alle Synagogen wurden zerstört.
Diese Ereignisse markieren den Wendepunkt hin zur Vernichtung der europäischen Juden. 1942 begann der Massenmord in den Vernichtungslagern, 1943 wurden in Auschwitz-Birkenau große Krematorien mit Öfen der Erfurter Firma Topf & Söhne in Betrieb genommen. Zur Arbeit in diesen "Todesfabriken" zwang die SS jüdische Häftlinge. Diese Männer des jüdischen "Sonderkommandos" waren unmittelbare Zeugen des Massenmordes. Sie mussten die Opfer beim Auskleiden und dem Gang in die Gaskammer täuschen, die Leichen ausbeuten und in den Öfen von Topf & Söhne verbrennen. Sogar den Mord an ihren Freunden und Verwandten mussten sie direkt miterleben.
Dem Erinnerungsort Topf & Söhne ist es ein besonderes Anliegen, an das Schicksal dieser Menschen zu erinnern und das Zeugnis der wenigen Überlebenden zu würdigen. Deshalb haben wir gemeinsam mit der Gedenkstätte Buchenwald und der Landeszentrale für politische Bildung Gideon Greif nach Thüringen eingeladen. Im Erinnerungsort Topf & Söhne wird er am 8. November um 19:00 Uhr über "Die Krematorien in Auschwitz-Birkenau und das jüdische 'Sonderkommando'" sprechen. Einen Tag zuvor, am 7. November um 19:30 Uhr, referiert er in der Tourist-Information Weimar über die "Die deutsche Gesellschaft und die Judenverfolgung im 'Dritten Reich'". Die Vorträge werden in deutscher Sprache gehalten.