Entkommen? 1942-1945 Berlin und Thüringen
Ausstellung Anne Frank Zentrum in Kooperation mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Am 9./10. Mai 1942 wurden 513 jüdische Bürger aus Thüringen in das polnische Ghetto Bełżyce deportiert. Nur eine junge Frau überlebte. 71 Jahre nach diesem Beginn der Vernichtung jüdischen Lebens in Thüringen eröffnet der Erinnerungsort Topf & Söhne am 5. Mai um 15 Uhr seine Sonderausstellung "Entkommen?". Stellvertretend für über tausend Menschen in Thüringen, die bis 1945 deportiert wurden, werden zehn Lebensgeschichten mit berührenden Fotografien und Dokumenten vorgestellt. Die Ausstellung erzählt auch mutige Geschichten vom Untertauchen, dem Leben im Versteck und der Menschlichkeit nichtjüdischer Retter.
Mit den eigens erarbeiteten Ausstellungsbereichen "Deportiert aus Thüringen 1942-1945" und "Fluchtort Thüringen? Überlebende im Filminterview" leistet der Erinnerungsort einen wichtigen Beitrag zu noch wenig erforschten Bereichen der Lokal- und Regionalgeschichte. Wesentlicher Teil der Präsentation ist die internationale Wanderausstellung "Kinder im Versteck. Verfolgt. Untergetaucht. Gerettet? Berlin 1943-1945", die vom Anne Frank Zentrum in Kooperation mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet wurde. Sie berichtet eindrücklich von der besonders schwierigen Rettung von Kindern.
Mit dieser Sonderausstellung zeigt der Erinnerungsort, wie der Nationalsozialismus die Familien, die Kultur und das Leben der jüdischen Bürgerinnen und Bürger zerstörte. Ausstellung und Begleitprogramm ermutigen aber auch zur Zivilcourage. Den wenigen Menschen, die im Versteck überlebten, gelang dies nur mit Unterstützung nichtjüdischer Deutscher. Sie halfen als Freunde, Nachbarn, Bekannte, Kollegen oder Fremde selbstverständlich und ohne Rücksicht auf die eigene Gefährdung. Einen lebendigen Zugang zu den Erfahrungen der Verfolgten ermöglichen die in der Ausstellung gezeigten Filminterviews mit Menschen, die im Versteck überlebten.
Vor einem Jahr wurden in vielen Orten Thüringens Gedenkaktionen zur Erinnerung an die Ermordung der Thüringer Juden durchgeführt. Im Erfurter Bahnhof fand am Morgen des 9. Mai 2012 eine unkonventionelle Gedenkaktion mit großer Bürgerbeteiligung statt, über die in der Ausstellung berichtet wird. Die Ausstellung und das umfangreiche, vielfältige Begleitprogramm mit vielen Partnern bis zum 27. Januar 2014 ermöglichen lebendiges Erinnern, Lernen und Begegnen und bieten viele neue Einsichten im Sinne einer gemeinsam gestalteten, menschenwürdigen Zukunft.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Präsidentin des Thüringer Landtags Birgit Diezel und wurde vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert. Unter dem Titel "Deportation und Ermordung der Thüringer Juden 1942-1945" liegt ein Begleitband zu den Thüringer Ausstellungsteilen (80 S.) vor. Er wurde vom Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e.V., dem Lokalen Aktionsplan der Stadt Erfurt gegen Rechtsextremismus, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Sparkasse Mittelthüringen gefördert. Auch der Begleitband zur Berliner Wanderausstellung (37 S.) ist im Erinnerungsort erhältlich.
Veröffentlichungen
Faltblatt zur Sonderausstellung "Entkommen? 1942-1945 Berlin und Thüringen"
Stellvertretend für die weit über tausend Menschen in Thüringen, die vom Mai 1942 bis Januar 1945 einen Deportationsbefehl erhielten, werden in der Ausstellung sieben Lebensgeschichten vorgestellt.
Begleitband zur Sonderausstellung „Entkommen? 1942-1945 Berlin und Thüringen“ – Deportation und Ermordung der Thüringer Juden 1942-1945
Am 9./10. Mai 1942 wurden 513 jüdische Bürger aus Thüringen in das polnische Ghetto Bełżyce deportiert.