"Arisierung" in Thüringen. Ausgegrenzt. Ausgeplündert. Ausgelöscht.
Kooperationsprojekt der studentischen Projektgruppe "'Arisierung' in Thüringen" am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Unternehmerische Täterschaf im Nationalsozialismus hatte viele Facetten - von der Bereicherung durch die "Arisierung" des Wirtschaftslebens bis zum Bau und der Ausstattung der "Todesfabriken" in Auschwitz. Deshalb war der Erinnerungsort Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz der richtige Ort, um die Ausstellung "'Arisierung' in Thüringen" als Höhepunkt und vorläufigen Abschluss ihrer dreijährigen erfolgreichen Tournee durch Thüringen zu zeigen. Sie war die erste Wechselausstellung, die im eigens für diesen Zweck gestalteten ehemaligen Zeichensaal im 2. Obergeschoss gezeigt wurde. Eröffnet wurde sie am 9. November 2011, am Tag des Gedenkens an die Pogromnächte 1938, mit einem Gedenkkonzert des Kammermusikvereins e.V.
Mit der Ausstellungspräsentation, für die der Justizministers des Freistaates Thüringen Dr. Holger Poppenhäger die Schirmherrschaft übernommen hatte, erweiterte der Erinnerungsort sein historisches Themenfeld und dokumentierte einen weiteren Aspekt der Verfolgung und Vernichtung jüdischen Lebens - den Ausschluss aus dem Kultur- und Wirtschaftsleben und die Zerstörung der ökonomischen Existenz. Die Ausstellung war ein Kooperationsprojekt der studentischen Projektgruppe "'Arisierung' in Thüringen" am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter Leitung von Dr. Monika Gibas und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Sie dokumentierte Fallbeispiele aus ganz Thüringen und zeigte, dass dieser Raubzug vor aller Augen im gesellschaftlichen Nahraum geschah - mit Beteiligung zahlreicher Thüringer als Schreibtischtäter und Vollstrecker der Maßnahmen, als Nutznießer und Beobachter.
Für Schülerinnen und Schüler an zahlreichen Thüringer Schulen wurde die Präsentation der Ausstellung über die "Arisierung" zum Anlass, selbst im Archiv zu forschen und Firmengeschichten und Biographien jüdischer Bürger ihrer Stadt zu recherchieren. Ergebnisse dieser lebendigen Geschichtsarbeit, die von Dr. Gibas und Jenaer Studentinnen begleitet wurde, wurden ebenfalls gezeigt.
Das Ausstellungsprojekt und seine Begleitveranstaltungen wurden durch zahlreiche Kooperationspartner getragen. Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen -Thüringen, die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und die Thüringer Staatsarchive hatten die Ausstellung erst ermöglicht. Am vielfältigen Begleitprogramm waren u. a. die Jüdische Landesgemeinde, die Deutsch-Israelische Gesellschaft , der Thüringer Richterbund und die Sparkassenstiftung Erfurt beteiligt. Höhepunkt war die Veranstaltung zum Abschluss der Präsentation am 13. Januar 2012, in der mit dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Dieter Bauhaus, dem Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Olaf J. Schumann und dem Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka über "Wirtschaft und Ethik - Eine Zukunftsfrage" diskutiert wurde.
Veröffentlichungen
Faltblatt zur Sonderausstellung "'Arisierung' in Thüringen"
"Arisierung" nannten die Nationalsozialisten die Verdrängung der Juden aus dem wirtschaftlichen Leben. Diese Praxis, auch als "Entjudung der deutschen Wirtschaft" bezeichnet, war Teil des Rassenantisemitismus, der von 1933 bis 1945 zu einer der wichtigsten Säulen der Politik wurde.