„Wenn ihr hier ankommt …“
Schicksal einer jüdischen Familie zwischen Kindertransport und gescheiterter Emigration
Die Meininger Familie Hedwig und Otto Mosbacher steht stellvertretend für das Leben und die Vernichtung der Thüringer Juden im Nationalsozialismus. Hedwig Heinemann wurde 1902 als Tochter des Fabrikanten und späteren Stadtverordneten Paul Heinemann in Meiningen geboren. Sie heiratete 1923 den Kaufmann Otto Mosbacher aus Nürnberg. 1926 wurde Tochter Eva geboren.
Schon vor den Novemberpogromen von 1938 bemühte sich die Familie um eine Auswanderung in die USA. Eva konnte im Mai 1939 mit einem der Kindertransporte nach England in Sicherheit gebracht werden. Der Briefwechsel zwischen ihr in Cambridge und ihren Eltern in Nürnberg und später Meiningen gibt Einblick in die große Sehnsucht Evas nach ihren Eltern und die nie aufgegebene Hoffnung der Familie auf eine Wiedervereinigung. Die 13-Jährige schrieb im November 1939 an ihre Eltern, die gerade nach Meiningen gezogen waren:
Dem lieben Papa wird die Luft sicher gut tun. Ich bin in Gedanken sehr viel bei Euch. Ich spiele immer Theater in Gedanken. Der Titel von dem Stück ist meistens wenn ihr hier ankommt.
Obwohl die Mosbachers wiederholt Schiffspassagen in die USA erlangen konnten, scheiterte eine Auswanderung an der fehlenden Einreisegenehmigung. Schließlich mussten die Eheleute ihre Wohnung in Meiningen verlassen und in ein „Judenhaus“ in der Sachsenstraße ziehen. Von dort wurden sie am 9. Mai 1942 mit vielen anderen Meininger Juden über Weimar nach Bełżyce deportiert. Einzelheiten zum Tod von Hedwig und Otto Mosbacher sind nicht bekannt. Seit 2011 erinnern in Meiningen Stolpersteine an sie.
Eva Mosbacher wurde in England Krankenschwester. Sie nahm sich 1963 im Alter von 37 Jahren in London das Leben.