Initiative: Mehr Raum für Pädagogik!
Ein wichtiger Lernort braucht Unterstützung
Vor 17 Monaten, am 27. Januar 2011, wurde der Erinnerungsort Topf & Söhne eröffnet. Der Erinnerungsort fand in den Medien, in internationalen Fachkreisen und bei den Besuchern große Anerkennung und hat die Landeshauptstadt Erfurt um ein bedeutendes Zentrum der historischpolitischen Bildung und der in die Zukunft weisenden Menschenrechtsarbeit mit vielfältigen Projekten lebendiger Erinnerung, Gesprächskultur und Vernetzung bereichert.
Die Stadt als Trägerin des Erinnerungsortes hat im ehemaligen Verwaltungsgebäude den Eingangsbereich, das historische Treppenhaus und die oberen zwei Etagen angemietet. Das Treppenhaus und das 3. Obergeschoss beherbergen die Dauerausstellung. Im 2. Obergeschoss befinden sich ein Raum für Sonderausstellungen, der Veranstaltungssaal, die Bibliothek und zwei Büros. Für die pädagogischen Projekte steht derzeit nur ein Raum zur Verfügung, der Veranstaltungssaal. Benötigt wird ein weiterer Gruppenraum für die Bildungsarbeit sowie Arbeitsplätze für das Team. Dem Erinnerungsort wurde vom Eigentümer des Hauses angeboten, im Erdgeschoss einen Bereich von 66 m² zum monatlichen Preis von 350 Euro Miete plus 100 Euro Nebenkosten zusätzlich zu mieten (im Grundriss braun markiert). Diese Räume liegen direkt neben dem geplanten Filmraum, dessen Miete bereits vom Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e. V. über Spenden finanziert wird (im Grundriss grau markiert).
Der zusätzliche Mietbereich für den Erinnerungsort würde Platz für Arbeitsplätze, pädagogische Gruppenarbeit und dringend benötigte Lagerfläche bieten.
Die Stadt Erfurt sieht sich aus finanziellen Gründen derzeit nicht in der Lage, die von ihr angemietete Fläche zu vergrößern. Auch der Filmraum für den Begleitfilm zur Dauerausstellung und für thematische Filmabende wurde erst durch die zivilgesellschaftliche Unterstützung des Förderkreises ermöglicht.
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Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e. V.
Zur Arbeit des Erinnerungsortes
Bis heute haben über 17.300 Besucherinnen und Besucher die Dauerausstellung Techniker der "Endlösung" und die Sonderausstellungen "'Arisierung' in Thüringen. Ausgegrenzt. Ausgeplündert. Ausgelöscht" und "Un-er-setz-bar. Begegnung mit Überlebenden" (bis 27. Januar 2013) besucht, an einer von 290 Führungen teilgenommen und die 35 Veranstaltungen genutzt, um sich mit Wirtschaftsethik, Bildungsarbeit gegen Rassismus, Erinnerungskultur, jüdischer Geschichte, dem Schicksal der Sinti und Roma, der "Euthanasie", dem Völkermord in Ruanda und vielen anderen sensiblen, schwierigen und die Grundfragen einer menschlichen Gesellschaft betreffenden Fragen zu beschäftigen. Berufsgruppen wie Richter, Banker, Polizisten, Soldaten, städtische Angestellte, Ingenieure, Lehrer und Pfarrer begaben sich in der Dauerausstellung "Techniker der 'Endlösung'" auf Spurensuche und wurden angeregt, über ihre eigene berufliche Verantwortung nachzudenken.
Der Erinnerungsort hat seine Qualität als innovativer historischer Lernort für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus unter Beweis gestellt. Er gibt insbesondere Jugendlichen die Möglichkeit, Originalquellen zu erkunden, Mittäterschaft und persönliche Handlungsspielräume am konkreten Beispiel nachzuvollziehen, sich selbst ein historisches Urteil zu bilden und dieses mit der eigenen Lebensrealität in Beziehung zu setzen. Mehrfach haben sich Jugendliche in nachhaltigen Projekten, zum Teil mehr als ein Jahr, mit unterschiedlichen Facetten der Mittäterschaft, der Erinnerungskultur und mit dem Vermächtnis der Überlebenden auseinandergesetzt. Sie erarbeiteten eine szenische Lesung, mehrere Radiosendungen (mit Radio F.R.E.I.) und führen Besucher durch die Sonderausstellung "Un-er-setz-bar. Begegnung mit
Überlebenden".
Die vielfältigen Aufgaben werden von einem jungen Team unter Leitung von PD Dr. Annegret Schüle und der Gedenkstättenpädagogin Rebekka Schubert erledigt. Mit den zwei Hauptamtlichen arbeiten derzeit eine Freiwillige im FSJ Kultur, freiberuflich tätige Guides und Projektbearbeiter sowie studentische Praktikanten und die ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Förderkreises Erinnerungsort Topf & Söhne e. V. Im Herbst 2012 wird das Team um eine/n wissenschaftliche/n Volontär/-in und dann zwei Freiwillige (FSJ Kultur und Bundesfreiwilligendienst) verstärkt. Das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat in Aussicht gestellt, die Bildungsarbeit am Erinnerungsort durch den zeitweisen Einsatz einer Lehrerin zu unterstützen.